Was geschehen ist, wird wieder geschehen, was getan wurde, wird man wieder tun: Es gibt nichts Neues unter der Sonne.

Ein Monat ist mittlerweile vergangen, seitdem verschiedene Stellungnahmen zu Kaishū Sano veröffentlicht wurden. Auch der Vorstand von Mainz 05 wandte sich mit einem knappen Statement an die Öffentlichkeit. Der Inhalt: erfahrungs- und erwartungsgemäß dürftig.

Der Verein erwähnt mit keinem Wort die betroffene Frau und erfüllt nicht eine der konkreten Forderungen. Stattdessen beharrt er – anders als bei El Ghazi – auf dem Rechtsprinzip der Unschuldsvermutung, als ginge es ausschließlich um die Frage der strafrechtlichen Beurteilung durch die (japanische) Justiz. Und selbst die ist, entgegen der Behauptungen, noch immer unklar.

Sexuelle Gewalt fängt nicht erst dort an, wo sie ein Gericht oder eine Staatsanwaltschaft als strafbar markiert. Sexuelle Gewalt ist die Realität jeder Frau und jeder weiblich gelesenen Person. Sei es, weil sie diese selbst erlebt hat, oder weil sie davon bedroht wird.

Sie ist die Realität von so vielen Männern, die diese Gewalt ausüben und eine Kultur erzeugen, in der diese Taten alltäglich sind und unbesprochen bleiben. Die Perspektive von Frauen wird aus der Öffentlichkeit verdrängt und von Männern zur Privatsache erklärt. In dieses Schema passt auch der Verein, der nach innen Gespräche anbietet, aber in der Öffentlichkeit mit rechtlichen Konsequenzen droht.

Die Aufgabe, entschlossen eine Aufklärung zu verlangen und den Raum für die dringend erforderliche Debatte nicht aus der Öffentlichkeit verbannen zu lassen, bleibt bestehen. Die Aufklärung muss sich auf die genannten konkreten Forderungen beziehen, wie etwa die Offenlegung des Tatvorwurfs und die Schilderung der Einstellungsgründe. Und die Debatte muss über die rechtlichen Fragen hinausgehen.

Der 1. FSV Mainz 05 hat den Schlussstrich bereits gezogen. Viele Fans tun dies nicht.

Kein Frieden mit Tätern – Aufklärung jetzt!